Bogenkopf

Die Ausrüstung

Natürlich wünscht sich jeder Bogenschütze einen Top-Bogen. Doch, um falschen Hoffnungen gleich von vorneherein zu begraben: Die Ausrüstung spielt keine so große Rolle, wie manche vielleicht glauben. Auf den Schützen kommt es an.

Das merkt man spätestens dann, wenn man endlich den perfekten Bogen hat und immer noch nicht gut trifft. Dann kann man es nicht mehr auf den Bogen schieben.
Bei einem olympischen Bogen ist jede Menge Zeugs dran geschraubt. Einem Anfänger schwirrt da schnell der Kopf, für was das alles gut sein soll. Deshalb folgend eine kurze Begriffserklärung. Der Standard bei Recurve-Turnierbögen wurde von der US-Firma Hoyt vorgegeben. Deshalb sollte beim Kauf auch darauf geachtet werden, dass alles Hoyt-kompatibel ist - was ohnehin bei den meisten Bögen der Fall ist.

Mittelteil, Griffstück, Riser

Das Mittelteil ist in der Regel als kurze Ausführung mit 23 Zoll oder als lange Ausführung mit 25 Zoll erhältlich. Viele halten das Mittelteil für das wichtigste Stück am Bogen, geben deshalb hier viel Geld aus und sparen an anderen Dingen. Viel wichtiger, ja das wichtigste Teil am Bogen überhaupt sind jedoch die ...

Wurfarme

Hier sollte nur anfangs gespart werden, bis man sein endgültiges Zuggewicht (angegeben in englischen Pfund, auch libs genannt) erreicht hat. Denn zu Beginn fängt man mit einem sehr niedrigen Zuggewicht an, um an seiner Haltung zu arbeiten. Dann sollte nach und nach das Zuggewicht erhöht werden. Am besten ist es, man leiht sich bis dahin Wurfarme vom Verein. Beim Kauf sollte man - wenn es der Geldbeutel erlaubt - schon die Oberliga wählen.
Manche wählen beim Kauf ein zu hohes Zuggewicht und können dann kaum mehr ihren Bogen ziehen. Das ist natürlich ein Fehler. Außerdem kann man bei guten Mittelteilen das Zuggewicht ohnehin um rund zehn Prozent höher tillern.
Das Zuggewicht wird bei einem Auszug von 28 Zoll angegeben. Bei einem höheren Auszug sind pro Zoll rund zwei Pfund hinzuzählen, bei einem niedrigeren Auszug zwei Pfund pro Zollabzuziehen. Mit 36-Pfund-Wurfarmen hat man bei einem Auszug von 27 Zoll also nur rund 34 Pfund "auf den Fingern".
Die Wurfarme gibt es in kurz, mittel und lang. Je nach Mittelteil erhält man so einen 64, 66, 68 oder 70 Zoll langen Bogen. Welche Länge benötigt wird, hängst vom Auszug des jeweiligen Schützen ab. Faustregel: Kinder wählen 64 Zoll, bis 26 Zoll Auszug könnte es ein 66 Zoll langer Bogen sein, von 27 bis 29 Zoll ein 68-Zoll-Bogen, darüber wird es ein 70 Zoll langer Bogen. Die meisten Schützen besitzen wohl ein langes Mittelteil mit mittleren Wurfarmen, also einen 68 Zoll langen Bogen.

  • Mitteilteil

    Kurz (23 Zoll)
    Lang (25 Zoll)

  • Lange Wurfarme

    68''
    70''

  • Mittlere Wurfarme

    66''
    68''

  • Kurze Wurfarme

    64''
    66''

Stabilisator

Der Name sagt alles. Das unhandliche Ding, das am Mittelteil festgeschraubt ist, soll den Bogen ruhig halten und stabilisieren. Neben dem eigentlichen Stabi gibt es auch noch Spinnen, Seitenstabis, Schwabbel und wer weiß was sonst noch.
Welches Stabisystem gut ist, welches mittelmäßig und welches schlecht, ist eine Wissenschaft für sich. Diplomatische Bogenschützen sagen, man müsse ausprobieren, was einem liegt. Als ich meinen Trainer mal fragte, um was es beim Stabi geht, meinte er scherzhaft: "Wer den längsten hat!" Darin liegt ein Stück Wahrheit.

Visier

Beim Visier sollte nicht gespart werden. Denn nichts ist lästiger, als ein Visier, dessen Schrauben sich nach ein paar Schuss lösen. Außerdem hält ein gutes Visier ewig und kann auch beim nächsten Bogen mitgenommen werden.

Button

Dieses kleine Ding ist ganz wichtig, da er so eine Art Stoßdämpfer für den Pfeil ist. Außerdem bringt der Button den Pfeil in die richtige Mittelstellung. Und er ist wichtig beim Bogentuning. Aber dazu später.

Pfeilauflage

Ebenfalls ein umstrittenes Thema, denn die Dinger gibt es in einer Primitiv-Ausführung von etwa zwei Euro bis hin zu Luxus-Pfeilauflagen, die um die 70 Euro kosten. Bei uns im Verein schwören die meisten auf die Billig-Dinger, da sie schnell auszuwechseln sind.

Klicker

Ist anfangs nicht unbedingt erforderlich, später aber unerlässlich. Denn er dient dazu, dass man immer mit der gleichen Auszugslänge schießt. Der Pfeil wird zwischen Griffstück und Klicker eingeklemmt. Wird die Pfeilspitze durch den Klicker gezogen, macht es ... klick! Man löst also immer an der gleichen Auszugslänge.
Es dauert jedoch etwas, bis man sich daran gewöhnt hat: Anfangs flutscht der Pfeil schon durch den Klicker, obwohl man noch gar nicht richtig geankert hat, dann kommt man wieder kaum durch. Man gewöhnt sich jedoch schnell daran, sollte aber auch später nie Sklave des Klickers werden. Beim Klick kann man lösen, muss aber nicht!

Sehne

Beim traditionellen Schießen mit dem Holzbogen ist es noch einfach. Hier ist Dracon als Sehnenmaterial die erste Wahl. Beim Recurve wird die Auswahl schon größer. Die meisten Schützen schießen nach wie vor mit FastFlight (mittlerweile in der "Plus"-Version). Da macht man nichts verkehrt.
Es gibt noch andere Sehengarne, die sich zum Teil kaum oder gar nicht mehr nachdehnen, abgehen wie Schmidts Katze, dafür aber nicht so fehlerverzeihlich sind. Ich mag D75, da es sich nicht so nachdehnt wie FastFlight Plus, etwas reißfester und schneller ist, aber dann doch noch nicht so nervös, wie etwa das S1.
Jeder Schütze sollte in der Lage sein, seine Sehne selbst am Sehnengalgen zu bauen. Denn nur so kann er sich die für ihn perfekte Sehne basteln.

Pfeile

Eigentlich das wichtigste an der ganzen Ausrüstung. Gute Pfeile lassen sich auch mit einem krummen Stock schießen, schlechte nicht mit dem besten Bogen. Besonders wichtig ist, dass der richtige Spine-Wert zum Zuggewicht des jeweiligen Schützen gewählt wird. Der Spine-Wert gibt an, wie weich oder hart ein Pfeil ist.
Um den richtigen Spine-Wert zu finden, gibt es Tabellen, die jedoch nur ein grober Anhaltspunkt sind.
Man sollte sich annähernd geeignete Pfeile vom Verein leihen und sie auf 18 Meter unbefiedert testen. Landen die unbefiederten Pfeile links vom Ziel, sind sie zu steif, rechts davon sind sie zu weich, oberhalb vom Ziel ist der Nockpunkt zu tief und muss nach oben gestellt werden, unterhalb ist er zu hoch. Vom Trefferbild sollte ein Foto gemacht werden. Der Bogenhändler des Vertrauens kann damit was anfangen und sucht dann den passenden Spine-Wert aus.
Pfeile gibt es in Holz, Aluminium oder Carbon. Holz kommt nur in der traditionellen "Holzklasse" zum Einsatz. Bei Sportbögen wird in der Halle mit Aluminium oder Carbon, im Freien meist mit dünnen Carbon-Pfeilen geschossen. Die Preisunterschiede sind gewaltig, die Qualität aber auch.

Befiederung

Traditionelle Schützen verwenden natürlich richtige Federn (Truthahn). Aber auch manche Sportbogenschützen schwören in der Halle auf sie, da sie den Pfeil schnell stabilisieren und abbremsen. Achtung! Hier gibt es linke und rechte Feder (von der linken oder rechten Flügelseite des Vogels), die nicht auf einem Pfeil gemischt werden dürfen.
Meist kommen aber Plastik-Fletches in verschiedenen Größen zum Einsatz. Je kleiner die Plastikfahne, desto weiter fliegt der Pfeil, je größer, desto schneller stabilisiert und bremst er.